Pfotenhilfe rettet Tiere / Wünsche an nächste Regierung
Tierquäler werden immer dreister: in Braunau wurde gestern Nachmittag von Bewohnern der Dr.-Pascher-Straße 1 beobachtet, wie eine Frau mit ihrem Kind zwei Kaninchen in einem Käfig auf der Straße bei Müllcontainern in der prallen Sonne abgestellt hat und eilig weggegangen ist. Gegen 16 Uhr rief eine Augenzeugin beim Tierschutzhof Pfotenhilfe an und blieb sicherheitshalber so lange am Tatort stehen, bis die Tierretter eintrafen.
Pfotenhilfe-Geschäftsführerin Johanna Stadler hat die beiden Opfer erstversorgt: "Die zwei verschreckten Mädchen waren völlig mit Kot und Urin verklebt und hatten sehr lange Krallen, was bedeutet, dass sie schon länger vernachlässigt wurden. Ich tippe auf Ostergeschenke, die wieder einmal nach kurzer Zeit lästig waren und monatelang dahinvegetieren mussten. Davon haben wir in den letzten Wochen mehr als genug abgegeben bekommen. Aber dass sie kurz vor dem Welttierschutztag auch noch beim Müll entsorgt wurden, ist ganz besonders zynisch und tierverachtend."
Auf dem Tierschutzhof Pfotenhilfe in der Grenzregion OÖ/Sbg. können sich die armen Zwerge von nun an mit vielen Freunden ganzjährig auf einer rund 1.000 qm großen Wiese austoben und werden hoffentlich bald vergessen, was sie erleiden mussten. Am kommenden Samstag können die Besucher des jährlichen Hoffests nicht nur diese sondern auch über 500 weitere gerettete Tiere aus 25 Arten bestaunen. Details zum Rahmenprogramm und Anfahrtsplan finden sie hier.
Wünsche an die nächste Regierung zum Welttierschutztag
Anlässlich des Welttierschutztages am 4. Oktober fordert die Tierschutzorganisation Pfotenhilfe schon jetzt die nächste Regierung auf, nach über zwei Jahren Stillstand im Tierschutz endlich in die Gänge zu kommen. Das österreichische Bundestierschutzgesetz ist jetzt 15 Jahre alt und wirklich kein Ruhmesblatt mehr. Aufgrund des gestiegenen Tierschutzbewusstseins und wegen der vielen Ausnahmen und missverständlichen Formulierungen ist eine grundlegende Sanierung längst überfällig. "Dass Rinder ganzjährig wie Sklaven an der Kette gehalten werden und Schweine routinemäßig von Laien ohne Betäubung kastriert werden und niemals die Sonne sehen dürfen, sind nur zwei von vielen Beispielen, die bei Hunden und Katzen längst unvorstellbar wären", beklagt Stadler. Solche Ausnahmen finden sich in ausufernden, schwer verständlichen Verordnungen, obwohl das Tierschutzgesetz für alle Tiere gleichermaßen gilt.
So kann es nicht weitergehen, da sind sich Tierschutzorganisationen und Behörden einig: ein Gesetz, das Tierhalter nicht verstehen und über dessen Auslegung sich sogar Juristen uneinig sind, ist praktisch nicht vollziehbar. Zudem kommen die mangelnden Kontrollen: eine grundlegende Gesetzesnovelle muss endlich auch ein ausreichendes Kontrollbudget zur Verfügung stellen und ein engmaschiges Kontrollnetz vorschreiben, sonst bleibt das Gesetz für immer ein Papiertiger. Derzeit ist meist nur ein einziger Amtstierarzt für einen ganzen Bezirk vorhanden. Kontrollen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung sind laut Verordnung nur alle 50 Jahre und bei Privathaushalten überhaupt nicht vorgesehen. Es kann also - wenn überhaupt - behördlicherseits nur auf Anzeigen aus der Bevölkerung reagiert werden, die aus Rücksicht auf die "gute Nachbarschaft" aber auch nur zögerlich oder gar nicht stattfinden - und wenn, dann meist anonym. Dadurch kommt es immer wieder zu Fällen wie zuletzt Schweinen, die jahrelang mangels Futter und Wasser ihre schon toten Artgenossen auffressen und ihren eigenen Urin trinken mussten, oder Hunden, die in Transportboxen gesperrt verhungern sowie vielen anderen Tieren, die tagtäglich unermessliches Leid ertragen müssen, weil sie hinter Mauern unentdeckt dahinvegetieren oder gar aktiv gequält werden. "Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie hoch die Dunkelziffer von Tierschutzfällen ist, die nie entdeckt werden", so Stadler. "Tiere sind keine Sachen sondern Lebewesen, die fühlen wie wir! Das muss sich endlich auch im Gesetz widerspiegeln."