Blinde Kätzchen rütteln wach
Ständig läutet das Telefon der Tierschutzorganisation Pfotenhilfe: dort ein ausgesetzter Hund, da ein zurückgelassenes Kaninchen, eine verstoßene Katze, geprügelte Tiere. Vergessen, verstoßen und vernachlässigt - mitten in Österreich. Im Vorfeld des morgigen Welttierschutztages ist die Pfotenhilfe aktuell mit einem besonders schweren Fall von passiver Tierquälerei konfrontiert: bei angeblich herrenlosen Katzen wurde so lange weggeschaut, bis einem der erst wenige Wochen alten Babys sogar beide Augen aufgrund der Entzündung buchstäblich aus der Augenhöhle herausfielen.
Unter hohen finanziellen Aufwendungen werden die Tiere jetzt bestmöglich tierärztlich behandelt und gesundgepflegt. Die Katzenbabys gleich nach der Ankunft am Tierschutzhof Pfotenhilfe: http://www.pfotenhilfe.org/page/bilderbabykatzen
Geschäftsführerin Johanna Stadler: "Es ist erschreckend, dass in einem zivilisierten Land wie Österreich Tierquälerei immer noch auf der Tagesordnung steht. Wir brauchen uns nicht über die Zustände im Ausland aufregen, wenn es im eigenen Land nicht viel anders aussieht."
Der Welttierschutztag sollte Anlass sein, auch über das eigene Verhalten gegenüber Tieren nachzudenken. Das beginnt beim Wegschauen bei Missständen und endet beim eigenen Essverhalten.
"Einerseits stieg das Tierschutzbewusstsein in den letzten Jahren stark an, sei es beim Konsum tierischer Produkte, von dem sich angesichts der oft tierquälerischen Haltungen immer mehr Menschen teilweise oder ganz abwenden oder bei der Meldung von Einzelfällen von Tierquälerei aus der Nachbarschaft", zieht Stadler Bilanz. "Andererseits liegt genau hier noch viel Arbeit vor uns. Wenn es im eigenen Umfeld Verdacht auf Vernachlässigung von Tieren oder gar aktive Tierquälerei gibt, dann darf man nicht wegschauen sondern muss das melden. Eigentlich sind die Veterinärämter und die Tierschutzombudsstellen der Länder dafür zuständig. Da die Zeugen aber häufig und verständlicherweise anonym bleiben wollen, weil es sich um Bekannte oder gar Verwandte handelt, sind Tierschutzorganisationen gerne bereit Beobachtungen anonymisiert an die Behörden weiterzuleiten. Foto- oder Videobeweise sind hier oft entscheidend, was ja heute mit dem Handy kein Problem mehr ist, aber häufig vergessen wird."
Der Tierschutzhof Pfotenhilfe veranstaltet anläßlich des Welttierschutztages am Samstag, den 6. Oktober 2018 von 10.30 - 17 Uhr den jährlichen "Tag der offenen Tür", an dem man die über 400 Tiere aus 23 Arten näher kennenlernen kann und neben einem umfangreichen Rahmenprogramm für die ganze Familie auch tierärztliche Beratung angeboten wird. Details hier.
Fotos: Die bereits versorgten, aber teils erblindeten Katzenbabys am Tierschutzhof Pfotenhilfe. Copyright: Pfotenhilfe/Sonja Müllner