Die von der Tierschutzorganisation Pfotenhilfe 2014 gegründete Wildtierhotline hat derzeit Hochsaison. Zahlreiche Anrufer erkundigen sich täglich, ob von ihnen aufgefundene Wildtiere Hilfe benötigen, was leider oft der Fall ist. Momentan befinden sich in der Wildtierstation der Pfotenhilfe schon neun Eichhörnchen, die kürzlich an unterschiedlichen Plätzen in Oberösterreich und Salzburg gefunden wurden. Die einen sind wegen Stürmen und starken Regenfällen aus dem Nest gefallen, andere sind durch Baumfällungen, bei denen das Muttertier erschlagen wurde, verwaist. In jedem Fall wären diese Tierbabys ohne menschliche Hilfe qualvoll verhungert.
Die Pfotenhilfe weist darauf hin, dass Wildtiere grundsätzlich in Menschenhand nichts verloren haben. Allerdings sind Bürger gemäß Tierschutzgesetz § 9 verpflichtet, einem Tier in Gefahr oder mit erkennbaren Verletzungen zu helfen oder Hilfeleistung zu veranlassen. Die Wildtierhotline der Pfotenhilfe dient einerseits dazu Menschen zu beraten, die sich nicht sicher sind, ob ein Tier Hilfe benötigt und andererseits verletzten und verwaisten Tieren schnell Hilfe zukommen zu lassen. Dazu schicken die Anrufer bei unklaren Fällen zusätzlich zur Situationsbeschreibung oft auch Fotos und Videos, wodurch die Lage besser eingeschätzt werden kann. In vielen Fällen sind die Tiere jedoch offensichtlich verletzt oder in Gefahr, weil sie durch Haustiere als "Beute" heimgebracht wurden, oder sie sind durch den Straßenverkehr unmittelbar bedroht beziehungsweise durch Unfälle verwaist. Hier ist schnelle Hilfe wichtig, bei der teilweise auch Tierärzte hinzugezogen werden müssen.
"Die größten Missverständnisse passieren Jahr für Jahr mit Rehen und Feldhasen, bei denen Spaziergänger oft verwaiste Tierkinder vermuten", berichtet Pfotenhilfe-Geschäftsführerin Johanna Stadler. "Deren Mütter lassen ihre Kinder aber stundenlang alleine, damit diese im hohen Gras nicht entdeckt werden. Ich habe dieses Frühjahr bereits fünf Feldhasenbabys erstversorgt, aufgezogen und anschließend mit einem Gewicht von über einem Kilogramm in ihrem angestammten Lebensraum wieder freigelassen. Zwei weitere befinden sich in der Aufzuchtsphase. Alle diese Hasen sind aber von Hunden oder Katzen nach Hause gebracht worden. Diese Tierbabys konnten daher nicht an ihren angestammten Platz zurückgesetzt werden, weil die Halter ja gar nicht wissen können, wo dieser ist. In diesem Fall muss der Mensch also einschreiten, weil das Tier sonst verhungert oder an den zugefügten Verletzungen stirbt." Den Hauptanteil an hilfsbedürftigen Wildtieren in der Pfotenhilfe machen übrigens weitere Kleinsäuger wie Eichhörnchen, Mäuse, Igel, Marder oder Siebenschläfer aus, aber auch unterschiedlichste Sing-, Wasser- und Greifvögel, wie etwa Amseln, Sperlinge, Stare, Rotkehlchen, Rabenvögel, Enten, Eulen, Falken oder Bussarde. "Zuletzt hat ein Marderbaby für große Aufregung gesorgt, das vom Dach gefallen und von der Mutter nicht mehr versorgt worden ist. Es konnte laut den Findern gerade noch vor einem Jäger gerettet werden, der es erschlagen wollte. Natürlich habe ich mich sofort bereit erklärt, es davor zu bewahren und mit der Flasche aufzuziehen. Zusammenfassend: Wildtierrettung ja, aber mit Herz und Sachverstand", so Stadler abschließend.
Katzenbabys sollten nur von erfahrenen Menschen mit der Flasche aufgezogen werden oder unter deren Anleitung. Neben der speziellen Aufzuchtsmilch braucht es auch Geschick bei der Urin- und Kotstimulation, da sie diese noch nicht selbst absetzen können und dies nomalerweise die Mutter mit der Zunge erledigt und sie dabei gleich sauber leckt.
Der Tierschutzhof Pfotenhilfe ist nach wie vor geschlossen, sowohl wegen dem Corona-Betretungsverbot als auch zum Selbstschutz, da die über 600 Tiere täglich versorgt werden und die Tierpfleger daher gesund bleiben müssen. Tiervermittlung findet keine statt, nur Notfälle, behördliche Beschlagnahmungen und Fundtiere werden - kontaktlos - aufgenommen.
"Auch wenn wir derzeit viele Anfragen bekommen, dass die Leute jetzt ja Zeit hätten für ein Haustier, dürfen und werden wir keine Tiere vermitteln. Abgesehen von der Ansteckungsgefahr ärgert mich auch der kurzsichtige Egoismus mancher hartnäckiger Anrufer, die jetzt quasi ein Spielzeug wollen, weil ihnen gerade zu Hause fad ist", so Stadler. "Gleichzeitig wird es zunehmend zum Problem, dass wir immer voller werden. Bei Hunden wüsste ich zur Zeit nicht mehr, wo ich sie unterbringen soll und nachdem die Babykatzensaison jetzt losgeht, wird es hier auch in Kürze eng werden."
Veröffentlicht 07.05.2020