Auf einem Parkplatz einer Wohnsiedlung in Ried im Innkreis (OÖ) wurde am Freitag - also ausgerechnet kurz vor dem Welttierschutztag - eine Katzenmutter samt fünf neugeborenen Babys entdeckt, sogar noch mit Nabelschnur. Sie ist zutraulich, dürfte also jemandem gehören und wegen des unerwünschten Nachwuchses ausgesetzt worden sein. Die Finder konnten das Drama nicht mitansehen, bargen die Familie und versuchten die Halter zu finden - erfolglos. Der Tierschutzhof PFOTENHILFE nahm die Ausgestoßenen auf und bemerkte schnell, dass sich die Mutter nicht um ihre Babys kümmerte.
"Ich musste die armen Kleinen mit dem Flascherl füttern und wärmen, da die Mama zu gestresst war. Jetzt, wo sie merkt, dass sie in Sicherheit ist, beginnt sie langsam die Kleinen zu wärmen, zu putzen und auch trinken zu lassen", ist PFOTENHILFE-Chefin Johanna Stadler erleichtert. "Dass man Katzen kastrieren muss, sollte jetzt langsam wirklich bekannt sein, aber das ist leider bei weitem nicht das einzige Problem, das wir im Tierschutz haben."
Der 4. Oktober steht immer im Zeichen des Tierschutzes. Dieses Jahr ist es ein besonderer Anlass für die Tierschutzorganisation PFOTENHILFE, die dieser Tage ihr 15-jähriges Jubiläum hat. Zum Feiern ist jedoch niemand zumute. Das Tierschutzbewusstsein ist in den letzten Jahren zwar weiterhin stark gestiegen, jedoch werden - wohl auch deshalb - immer mehr Fälle von schlechter Haltung oder mutwilliger Tierquälerei bekannt. Oft reichen aber die gesetzlichen Regelungen nicht aus, um die Missstände abzustellen.
"Politik und Gesetzgebung hinken dem stetig steigenden Tierschutzbewusstsein in der Bevölkerung um Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinterher", beklagt Stadler. "So genannten Nutztieren werden tagtäglich Haltungsbedingungen und Misshandlungen zugemutet, die bei Hunden oder Katzen unvorstellbar wären, obwohl das Tierschutzgesetz für alle Tiere gilt. Aber auch Haustiere sind nicht einmal in der Theorie ausreichend geschützt. In der Praxis gibt es ohne konkrete Anzeigen nicht einmal Kontrollen in Privathaushalten. Hier warten wir seit bald zwei Jahren auf Verbesserungen durch die aktuelle Regierung mit grünem Tierschutzministerium. Corona kann da mittlerweile auch nicht mehr als Ausrede herhalten."
Das Bundestierschutzgesetz wurde 2005 als großer Wurf gefeiert. Dass es in der Praxis aufgrund schwammiger Formulierungen und zahlreicher Ausnahmen nur unzureichend vollziehbar ist und dringend grundlegend überarbeitet werden muss, wird totgeschwiegen. Und seit der letzten Novelle 2017, die mehr Probleme und Verwirrung bei allen Betroffenen als Verbesserungen gebracht hat und die wichtigen Forderungen ignoriert hat, herrscht sowieso Funkstille.
Veröffentlicht am 04. Oktober 2021