Am Silvestertag wurde ein Hund zum Tierschutzhof Pfotenhilfe gebracht, der einem Mann in Lochen (Bezirk Baunau) zugelaufen war - vermutlich ein weiteres Opfer der Knallerei. Doch dieser Fall endete leider unerwartet und für die Tierschützer sehr verstörend. Die Halter konnten über Umwege ausfindig gemacht werden, und am Telefon war sein Frauerl aus St. Georgen am Fillmannsbach noch überglücklich, dass ihr Hund Bronco gefunden wurde und wollte ihn gleich abholen. Daraus wurden dann doch zwei Stunden und am Tor des Tierschutzhofs spielten sich enttäuschende und herzzerreissende Szenen ab. Geschäftsführerin Johanna Stadler wollte die Übergabe selbst abwickeln und erzählt: "Ich traute meinen Ohren nicht, denn aus dem Auto stieg ein Mann, der mir tatsächlich ins Gesicht sagte, dass er seinen Hund eigentlich eh nicht mehr will und dass wir ihn uns behalten sollen. Und das während ihn Bronco herzlichst begrüßte und die Welt nicht mehr verstand, als das Auto wieder ohne ihn losfuhr. Ich blieb kopfschüttelnd mit dem armen Kerl zurück."
Aber das neue Jahr ging gleich in diesem Stil weiter: nur wenige Tage später hat ein Ehepaar in Feldkirchen bei Mattighofen einen auffällig geformten Jutesack am Straßenrand gefunden. Mit einer Heuballenschnur verschlossen, befanden sich darin zwei verschnupfte, unkastrierte Kater. "Die Kaltherzigkeit der Menschen kennt offensichtlich auch 2020 keine Grenzen", zeigt sich Stadler erschüttert.
Das Jahr 2019 war für die Pfotenhilfe extrem belastend
2019 war das bisher forderndste Jahr für die seit 2006 bestehende, mittlerweile längst österreichweit tätige Tierschutzorganisation Pfotenhilfe: über 1.000 Tiere mussten aufgenommen werden, darunter 230 ausgesetzte oder entlaufene Tiere und damit fast doppelt so viele wie 2018, die meisten davon Katzen und darunter sehr viele Babys, die großteils noch mit dem Flascherl aufgezogen werden mussten. Auch 246 Wildtieren - zumeist Waisenkinder - waren darunter, die aufgenommen, versorgt und wieder ausgewildert wurden. Knapp 400 Hunde, Katzen und andere Kleintiere wurden im Vorjahr an neue Plätze vermittelt. 168 Streunerkatzen konnten gefangen und kastriert werden. "Es waren leider sehr viele unglaublich herzlose und grausame Fälle dabei, wie der kleine Hund Karli, dem Schwanz und Hinterbeine abgehackt wurden, Katerchen Florian, dem die Pfoten mit Zigaretten verbrannt wurden oder Hund Joschi, dem mit einer Eisenstange das Gesicht eingeschlagen und ins Maul geschossen wurde. Ich hoffe wirklich sehr, dass 2020 ein besseres Jahr für die Tiere und ein ruhigeres für uns wird, denn irgendwann sind auch unsere Ressourcen erschöpft - auch wenn wir zusätzlich fast unsere gesamte Freizeit dem Tierschutz widmen", so Stadler.
Die Pfotenhilfe setzt ihre Hoffnung auf den neuen Tierschutzminister Rudolf Anschober, von dem man sich wünscht, dass er die Fehler der SPÖ/ÖVP-Regierung unter anderem insoweit korrigiert, dass die vielen Tierschutzvereine nicht mehr durch die Behörden eingeschränkt sondern unterstützt werden. "Die missglückte Tierschutzgesetzesnovelle 2017 wurde auch von ÖVP/FPÖ nicht repariert, wodurch sich die Anfragen und Hilferufe bei der Pfotenhilfe und den wenigen und zumeist nur kleinen anderen österreichischen Tierheimen vervielfacht haben. Dieser politische Stillstand auf dem Rücken der Tiere und Tierschützer muss 2020 ein Ende haben", fordert Stadler abschließend.
Veröffentlicht am 09.01.2020