Lochen/Naarn, 4.10.2023 - Der Fall der ums Leben gekommenen Joggerin schockiert auch die Mitarbeiter der Tierschutzorganisation PFOTENHILFE. Besonders irritierend wirkt der Fall aufgrund der neuen Erkenntnis, dass der Hund Elmo von der Züchterin durch sogenanntes "Schutzhundetraining" auf Schärfe abgerichtet wurde, wie Screenshots ihrer mittlerweile hastig gelöschten Seiten jetzt beweisen (siehe Anhänge 1 und 2).
Anhang 1
Anhang 2
"Jegliche Rassediskussionen erübrigen sich spätestens dadurch, waren aber auch davor immer schon überflüssig, weil es eben keine aggressiven Rassen gibt. Und daher verwenden wir auch die Bezeichnung 'Kampfhunderassen' nicht", stellt PFOTENHILFE-Chefin Johanna Stadler klar. "Als ein belgischer Schäferhund in Wiener Neustadt 2019 einen Soldaten getötet hat, hat man ja auch kein Wort von spezifischen Problemen mit dieser Rasse gehört. Wenn es um Tiere geht, ist nach wie vor immer und ausschließlich der Mensch das Problem! Insbesondere dann, wenn er unschuldige Tiere zu lebenden Waffen macht. Ich habe null Toleranz gegenüber dieser grausamen und unmenschlichen Abrichtung auf Schärfe und fordere Tierschutzminister Johannes Rauch daher auf, noch diesen Herbst ein längst überfälliges Verbot für 'Schutzhundeausbildung' zu verhängen - zum Schutz von Tier und Mensch, wie im aktuellen Fall."
Im Wiener Tierhaltegesetz existiert so ein Verbot bereits seit 2014 und muss einfach nur bundesweit im Tierschutzgesetz verankert werden:
"Schutzhundeausbildung § 8a. Die Ausbildung von Hunden zu Schutzzwecken (Schutzhundeausbildung) sowie sonstige vergleichbare Ausbildungen von Hunden, die ein gegen den Menschen gerichtetes Angriffsverhalten beinhalten, sind verboten. Dieses Verbot gilt nicht für die Ausbildung von Diensthunden des Bundes."
Auch die gewaltfreie Hundetrainerin und gerichtlich beeidete Sachverständige, Mag. Ursula Aigner, äußert sich heute: "Hunden beizubringen, Menschen zu beißen, sollte für Private endlich verboten werden. Die Verwechslungsgefahr ist zu groß: im Training soll er auf gewisse Bewegungen zubeißen, im Alltag nicht. Hunde sind Familienmitglieder und dürfen nicht als Statussymbol oder gar Waffe missbraucht werden."
Auszug aus der Website der Österreichischen Hundesport Union zum Verständnis, was diese Ausbildung zur Waffe bedeutet:
"So hat der Hund gem. Prüfungsordnung beispielsweise einen Überfall auf seinen Hundeführer energisch abzuwehren, die Entwaffnung des. Scheintäters durch den Hundeführer aufmerksam zu überwachen, anschließend das Abführen des Scheintäters zu eskortieren und Fluchtversuche durch Nacheilen und Zufassen zu verhindern,..."
Quelle: Sportschutz – ÖHU (oehu.at)
Zudem fordert die PFOTENHILFE den Bürgermeister von Naarn, Martin Gaisberger, dazu auf, insbesondere angesichts dieser Tatsachen alle Möglichkeiten des Oö. Hundehaltegesetzes auszuschöpfen, bis hin zur Untersagung der Hundehaltung durch die Züchterinnen Kerstin und Martina N. mit ihrer Zuchtstätte "Of Hopeful Soul" in Naarn. "Das Oö. Hundehaltegesetz braucht auch nicht evaluiert oder schon wieder verschärft werden, denn es bietet schon jetzt sehr viele Möglichkeiten - mehr als das Tierschutzgesetz", so Stadler weiter.
In § 9 heißt es etwa zur Untersagung der Hundehaltung auszugsweise:
(1) Die Gemeinde hat dem Hundehalter oder der Hundehalterin das Halten eines Hundes mit Bescheid zu untersagen, wenn:
6. der Halter oder die Halterin nicht in der Lage ist, einen Hund so zu halten, dass Gefährdungen oder unzumutbare Belästigungen von Menschen und Tieren abgewendet werden.
Laut Medienberichten musste der unschuldige Hund Elmo für das schuldhafte Verhalten der Züchterin bereits mit seinem Leben bezahlen und befinden sich derzeit an der Adresse weitere vier adulte Hunde und ein Wurf Welpen. "Egal welche Rasse, ein Hund wird so, wie er aufwächst. Meine Tochter Aurelia hat sich vor einigen Jahren noch als Volksschulkind eines abgegebenen American Staffordshire-Rottweiler-Mischlingswelpen angenommen und ihn liebevoll aufgezogen. Die beiden sind seither unzertrennlich und ich traue mich ohne mit der Wimper zu zucken zu behaupten, dass Louis niemals dazu fähig wäre, einen Menschen zu verletzen - im Gegenteil begegnet er jedem Besucher unseres Tierschutzhofs so voller Liebe, dass man sich kaum wehren kann", so Stadler abschließend.
Veröffentlicht am 04. Oktober 2023