Animal Hoarding-Gerichtsverhandlung: Keine Spur von Angeklagter - wird zur Fahndung ausgeschrieben

Richterin sichtlich verärgert / Zeugen zum zweiten Mal umsonst gekommen

Marschik Gerhard

Die heutige Verhandlung wegen Tierquälerei am Landesgericht Ried hat keine fünf Minuten gedauert, da die Angeklagte Janet L. (35) auch zum bereits zweiten Termin nicht erschien - im Gegensatz zu den Zeugen und allen anderen sichtlich verärgerten Beteiligten. Richterin Mag. Kerstin Fischer ließ die Angeklagte daher zur Fahndung ausschreiben. Sie habe eine Postadresse bei einer Sozialbetreuungsorganisation in der Stadt Salzburg, wo sie zwar die Ladungshinterlegungsbenachrichtigung abgeholt hätte, aber auch dort sei sie laut Betreuerin schon seit einem Monat nicht mehr aufgetaucht - Aufenthalt unbekannt.

"Die Fahndung ist überfällig, da wir befürchten, dass die Tierquälerin längst wieder Hunde hat", ist Pfotenhilfe-Geschäftsführerin Johanna Stadler besorgt. "In Österreich kann man sich leider viel zu viel erlauben, denn selbst wenn die Polizei sie findet, wird es nicht genug Anlass geben, sie mittels U-Haft greifbar zu machen. Im schlimmsten Fall narrt sie die Behörden weiter, und solange es kein Urteil gibt, können die Behörden auch kein Tierhaltungsverbot verhängen."

Veröffentlicht am 15. Dezember 2020

Für Dienstagnachmittag ist die 35-jährige Janet L. bereits zum zweiten Mal vom Landesgericht Ried im Innkreis geladen, weil sie der ersten Verhandlung im Oktober fernblieb. Vorgeworfen wird der Angeklagten Tierquälerei an 14 Hunden, die sie in ihrer Braunauer Kleinwohnung so schwer vernachlässigt hatte, dass zwei davon schon verstorben waren. Nachdem ein Tierarzt diesen schweren Fall von Animal Hoarding der Behörde meldete, beschlagnahmte der Amtstierarzt Ende Juni die überlebenden 12 Hunde und übergab Sie dem Tierschutzhof Pfotenhilfe, dessen Geschäftsführerin Johanna Stadler die Tiere selbst aus der Wohnung holte: "Bereits im Stiegenhaus wurden wir vom beißenden Uringestank zurückgeworfen. Der Boden der Wohnung war ein See aus Kot und Urin und darauf saßen, lagen und standen 12 bemitleidenswerte Geschöpfe, deren verzweifelte Blicke uns bis ins Mark trafen", berichtet Stadler. "Mit zwei Tierrettungsbussen transportierten wir die total verwahrlosten Hunde zu uns auf den Tierschutzhof, wo wir sie zunächst stundenlang baden und die gröbsten Verfilzungen entfernen mussten. Ihr Fell war mit Kot und Urin durchtränkt und schon so stark verfilzt, dass die Haut bereits wund war."

Die Angeklagte, die auch schon seit Jahren in Villach und Salzburg einschlägig amtsbekannt ist, sei laut Richterin Mag. Kerstin Fischer wieder in der Stadt Salzburg aufhältig, wo sie von einer Sozialarbeiterin betreut werde. Bereits im Sommer hatte die Pfotenhilfe von anderen Tierschutzvereinen erfahren, dass L.s Mutter, die ebenfalls zumindest zwei Hunde hält, neue Hunde für ihre Tochter im Internet zu bestellen versucht. "Unrechtsbewusstsein ist bei den beiden nicht festzustellen, im Gegenteil beteuerte die Mutter uns gegenüber monatelang, dass es den Tieren bei ihrer Tochter nicht schlecht gegangen sei und sie beide so lange kämpfen würden, bis sie die Hunde wieder zurückbekommen. Die 12 Opfer sind allerdings mittlerweile an neue Familien vermittelt", so Stadler. "Das Problem ist, dass Animal Hoarding eine Krankheit ist, die meist viel zu lange nicht erkannt wird. Die Betroffenen glauben, dass sie ohne Tiere nicht leben können und häufen so viele wie möglich an. Dabei bemerken sie nicht, dass sie völlig überfordert sind und es den Tieren sehr schlecht geht. Ich kann nur hoffen, dass die Angeklagte ein dauerhaftes Tierhaltungsverbot bekommt."

Veröffentlicht am 14.Dezember 2020