Die PFOTENHILFE startet zum Schulbeginn eine Kampagne gegen Raserei.
Mit Schildern und Autostickern soll an das Gewissen appelliert und der zunehmenden Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr der Kampf angesagt werden. Wenn man auf Landstraßen nicht mindestens 100km/h fährt, wird man meist überholt, das ist besonders in der Dämmerung oder nachts vollkommen rücksichtslos und unverantwortlich. Dabei ist diese Raserei meist sinnlos und immer höchst gefährlich. Im schlimmsten Fall geht ein Unfall mit etwa einem Reh nicht nur für das Tier mit Querschnittlähmung oder sogar tödlich aus. Da diverse Großplakate der Asfinag leider nur an Autobahnen zu finden sind, wo Tierunfälle durch die Einzäunung selten sind, haben wir uns zu dieser Info-Kampagne entschieden.
Allein dem Straßenverkehr fielen österreichweit von 1.4.2014 bis 31.3.2015 unter anderem 37.400 Rehe, 22.600 Hasen und 7.000 Fasane zum Opfer (Quelle: Statistik Austria), wobei die Dunkelziffer insbesondere bei Hasen um ein vielfaches höher liegen dürfte, da die von Straßenmeistereien eingesammelten Hasen gar nicht erfasst werden. Ebenfalls nicht gezählt werden Hunde, Katzen und andere Kleintiere, aber Straßenmeistereien schätzen, dass sie je nach Saison zwischen 5 und mehr als 10 tote Katzen pro Woche (pro Straßenmeisterei) auflesen. Wenn man das nur auf Oberösterreich hochrechnet kommt man vorsichtig geschätzt auf mindestens 10.000 überfahrene und getötete Katzen pro Jahr, in ganz Österreich wären das dann mindestens 70.000. Das relativ leicht vermeidbare Tierleid ist also enorm, denn viele Tiere sterben ja nicht binnen weniger Sekunden sondern sind mehr oder weniger schwer verletzt.
„Langsam fahren, Leid ersparen - Hier leben Kinder und Tiere!“
steht deshalb auf den neuen Schildern in DIN A1 bzw. A2, die gegen einen Unkostenbeitrag von €20.- (Herstellung, Verpackung und Versand) bestellt werden können und zur Montage mit wenigen Handgriffen am eigenen Gartenzaun – besonders in Vorstädten und ländlichen Gegenden – gedacht sind.
Den ebenfalls bestellbaren Autosticker in der Größe 10 x 30 cm mit der Aufschrift „Bitte Abstand halten! Ich bremse für alle Tiere“ gibt es sowohl selbstklebend als auch mit Magnetfolie, die jederzeit unbeschädigt wieder abnehmbar ist. (Unkostenbeitrag: €5.- bzw. €10.-)
Was das Ausmaß der Qualen noch stark verschlimmert und verlängert, ist die leider sehr häufige Fahrerflucht. Wenn man schon einen Unfall verursacht, dann muss man auch die Verantwortung dafür übernehmen und das verletzte Tier sofort zum nächsten Tierarzt bringen, alles andere ist völlig inakzeptabel und kann man doch niemals mit seinem Gewissen vereinbaren! Die Behandlungs- oder Einschläferungskosten dürfen keinesfalls ein Grund sein, das Tier einfach seinem Schicksal zu überlassen, denn Fahrerflucht und unterlassene Hilfeleistung wird erst recht teuer - von saftigen Geldstrafen bis zu zwei Jahren Gefängnis ist hier alles drin! Die Pfotenhilfe erhält immer wieder angefahrene, schwer verletzte Katzen, die gefunden wurden. Oft sind die Verletzungen nicht mehr frisch und die Frakturen irgendwie zusammengewachsen, so dass die Tiere nur noch humpeln oder ganz verdreht gehen können. Jeder kann sich leicht anhand eigener Erfahrungen mit Verletzungen und Schmerzen vorstellen, wie furchtbar und lange die Opfer leiden, bis so schwere Verletzungen unbehandelt heilen oder endlich der erlösende Tod eintritt.
Appell an Selbstdisziplin
Natürlich hat man auch bei 50 km/h keine Chance, wenn direkt vor dem Auto oder Motorrad ein Tier aus dem Gebüsch springt. Aber es macht besonders nachts einen riesigen Unterschied, wenn das Tier 10 bis 20 Meter vor dem Fahrzeug die Straße quert, ob man 70 oder 100 km/h oder gar noch schneller fährt. Und wie beim Fahren unter Alkoholeinfluss gefährdet man eben nicht nur sich selbst - was schon schlimm genug wäre, weil die Kosten zu Lasten der Allgemeinheit gehen - sondern immer auch andere. 100 km/h außerhalb von Ortsgebieten ist keine Vorschrift sondern eine absolute Höchstgeschwindigkeit. Hier sind außerdem unübersichtliche Gefahrenzonen wie Maisfelder oder dichte Wälder am Straßenrand nicht berücksichtigt, wo man ebenfalls den Fuß vom Gas nehmen sollte. Raser erkennen – genau wie Alkoholiker – meist nicht, dass sie selbst betroffen sind, wenn man davon spricht. Ausreden wie „Ich fahre ja eh gar nicht so schnell“ oder „Ich fahre den Straßenverhältnissen angepasst“ hört man oft. Dies ist aber meist eine maßlose Selbstüberschätzung. Durch die Einsparung von Polizeiposten und vielleicht auch wegen der personalintensiven „Grenzsicherung“ finden zumindest in ländlichen Gegenden – abgesehen von fixen Radarstationen – auch kaum mehr Geschwindigkeitskontrollen statt.
Wir können niemanden zwingen auf Sicht zu fahren, das muss jeder mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren. Aber wir appellieren an die Selbstdisziplin jedes Lenkers - besonders bei Dunkelheit oder schlechter Sicht - auf eine angemessene Geschwindigkeit zu achten und auch entsprechend Abstand zu halten.
Was tun bei Unfällen mit Tieren?
Auf jeden Fall anhalten und bei so genannten „jagdbaren“ Wildtieren wie Rehe, Wildschweine, Hasen, Fasane, etc. die Polizei rufen. Diese verständigt auch den Jäger, mit dessen Erlaubnis man auch diese Wildtiere zum Tierarzt bringen darf. Bei anderen Wildtieren wie Igel, Eichhörnchen, etc. oder Heimtieren wie Katzen auf jeden Fall nachsehen ob das Tier noch lebt: wenn ja, vorsichtig ins Auto legen und sofort zum nächsten Tierarzt fahren (nachts und an Wochenenden gibt es Notdienste). Dieser kann auch feststellen, ob das Tier gechippt ist und so den Halter ausfindig machen. Wenn es sicher tot ist (keine Atmung, kein Herzschlag, keine Augenreflexe), an den Straßenrand legen, die Straßenmeisterei kümmert sich darum. Das ist wichtig, denn wenn jemand sein Tier vermisst, kann er dort anrufen und sich wenigstens Gewissheit verschaffen.
Veröffentlicht am 02.09.2016